Was ist eine Anleihe?
Im Unterschied dazu handelt es sich bei Anleihen um Fremdkapital, das Unternehmen, Banken oder Staaten von externen Investoren (wie dir) zur Verfügung gestellt wird. Eine Anleihe bedeutet, dass derjenige (z.B. ein Unternehmen wie Siemens), der eine Anleihe herausgibt, sich beim Käufer dieser Anleihe (z.B. Dir) Geld leiht. Die Anleihe ist also eine verbriefte Schuld, der Aussteller – auch genannt Emittent – ist der Schuldner (z.B. Staat, Bank oder Firma), der Inhaber, also der Anleger, ist der Gläubiger. Die Anleihe ist ein Vertrag, der dem Inhaber einen Rechtsanspruch auf Rückzahlung und Zinszahlungen verleiht. Dies hat zur Folge, dass Besitzer von Unternehmensanleihen „bevorzugt“ behandelt werden, wenn Emittenten insolvent gehen: Da der Anleiheinhaber ebenso zu den Gläubigern zählt wie Kunden, die dem Aussteller Sach- oder Dienstleistungen geliefert haben, hat sein Anspruch Vorrang vor den Ansprüchen der Aktionäre. Erst wenn alle Schulden bezahlt sind, können die Besitzer den etwaigen Restbesitz (den Restwert der Aktien) untereinander aufteilen.
Anleihen sind also verzinsliche Wertpapiere, im Regelfall sind sie sogar festverzinslich. Die Anleihezinsen werden heute noch auch Kupon genannt. Anleger schätzen bei ihren Anleihe-Investments die relative Sicherheit dieser Anlageform, die durch die festgelegte Rückzahlung am Laufzeitende und die im Normalfall regelmäßigen Zinszahlungen gegeben sind. Ein weiterer Vorteil von Anleihen ist ihre Berechenbarkeit. Wenn man sie bis zum Ende der Laufzeit hält, stehen Rendite und Rückzahlung von vornherein fest und sind nicht von der Marktentwicklung abhängig. Gerät allerdings der Emittent in Zahlungsschwierigkeiten, können Zins und/oder Tilgung (Rückzahlung deines Anlagebetrages) ganz oder teilweise ausfallen. (Ist mir mit der 8,5% Scholz-Anleihe (Unternehmensanleihe) passiert. Ich habe drei Jahre lang die 8,5 % auf meinen Anlagebetrag bekommen. Durch die Pleite der Firma konnte der eingezahlte Betrag am Ende (nach insgesamt 5 Jahren) nicht mehr ausgezahlt werden. Ein Verlust war die Folge.
Ein Unternehmen dass wachsen will, kann natürlich auch einen Kredit bei der Bank aufnehmen, statt Anleihen auszugeben. Dabei sind die Gemeinsamkeiten mit einem Bankkredit zunächst recht groß: Kapitalgeber (Gläubiger, das bist du, der das Geld gibt) stellen dem Kapitalnehmer (Schuldner, das ist z.B. der Staat) einen bestimmten Geldbetrag für einen festgelegten Zeitraum zur Verfügung. Dafür erhält der Gläubiger das Recht auf vollständige Rückzahlung des Kapitals inklusive Zinsen.
Allerdings erfolgt die Tilgung im Falle einer Anleihe in der Regel endfällig (das heißt am Ende der Laufzeit) und nicht wie bei einem Kredit im Rahmen von Tilgungsraten. Zudem werden Anleihen – anders als Kredite – nicht nur von einem bestimmten Investor erworben bzw. vergeben. Vielmehr erfolgt in der Regel eine öffentliche Emission, so dass eine Vielzahl von Investoren Anleihen des Unternehmens kaufen kann. Dadurch steigt das potenzielle Finanzierungsvolumen stark an.
Was habe ich von einer Anleihe?
Anleger können durch den Ankauf von Anleihen auf zwei verschiedene Arten Rendite erwirtschaften. Erstens, als ordentliche Erträge werden dabei die festgelegten Zinszahlungen bezeichnet, die der Kapitalnehmer in der Regel jährlich bezahlt. Es handelt sich um einen fixen Wert, der bereits im Vorfeld festgelegt wird und dessen Höhe von der Bonität des Emittenten abhängig ist. Dabei gilt: Je negativer die Bonitätsprüfung einer (externen) Rating-Agentur ausfällt, desto höher ist der zu zahlende Zinssatz (Beispiel: Bundesrepublik Deutschland versus Griechenland)
Die zweite Art von Erträgen sind Kurssteigerungen, denn Anleihen lassen sich börslich handeln. Hier gilt die folgende Formel zur Berechnung des Kurses der Anleihe (bei einjähriger Laufzeit):
Barwert = (Kuponzahlung) / (1 + risikoloser Marktzins)
Als Kupon werden dabei alle Zins- und Tilgungszahlungen einer Periode bezeichnet. Beispielswiese liege diese Zahlung in einer Periode bei 110 Euro. Der risikolose Marktzins, zu dem alle Anleger Geld ohne Risiko anlegen können, liege bei 5%. Folglich ergibt sich ein Barwert (= Kurs) der Anleihe von ungefähr 104,76 Euro. Steigt der risikolose Zins während der Laufzeit, verliert die Anleihe an Wert – denn sie ist immer mit einem Risiko behaftet. Sinkt der Marktzins hingegen, so steigt der Kurs der Anleihe entsprechend an.
Die Risiken von Anleihen
Auch wenn Anleihen tendenziell weniger risikobehaftet sind als Aktien, sind sie nicht risikolos. Man unterscheidet folgende Risiken:
- Ausfallrisiko: bezeichnet das Risiko, dass der Emittent in Zahlungsverzug gerät oder zahlungsunfähig wird. Schuldner mit schlechter Bonität und hohem Ausfallrisiko müssen Zinsaufschläge zahlen.
- Zinsänderungsrisiko: ist das Risiko von Marktzinsänderungen während der Laufzeit, die sich in der Rendite bei vorzeitigem Verkauf niederschlagen.
- Inflationsrisiko: stellt das Risiko von inflationsbedingten Verlusten dar, weil Zahlungen bei Anleihen auf Basis von Nominalwerten erfolgen.