Grundlagen zu ETFs
Die Abkürzung ETF steht für den englischen Ausdruck „Exchange-Traded-Fund“. Wörtlich
ins Deutsche übersetzt bedeutet das „börsengehandelter Fonds“. Häufiger wird
jedoch die Bezeichnung „börsengehandelter Indexfonds“ gewählt. In dieser Begrifflichkeit
sind die drei zentralen Merkmale von ETFs gebündelt:
Erstens handelt es sich um Fonds. Das heißt, das Kapital vieler Investoren wird zum
Zwecke der gemeinsamen Geldanlage gebündelt.
Zweitens sind ETFs sogenannte Index-Fonds, die das Ziel haben, die Wertentwicklung
eines zugrunde liegenden Indexes so exakt wie möglich nachzubilden.
Drittens werden diese Index-Fonds an der Börse gehandelt.
Wie sicher sind ETFs?
Dass es sich bei einem ETF juristisch gesehen um einen Fonds handelt, ist für Anleger
von großer Bedeutung. Es bedeutet nämlich, dass ETFs genau wie klassische Publikumsfonds
von einer Kapitalanlagegesellschaft verwaltet werden. Die Anlegergelder liegen
aber als Sondervermögen bei einer von der Fondsgesellschaft unabhängigen Depotbank.
Bei der Insolvenz der Fondsgesellschaft sind die Anlegergelder also geschützt. Das
unterscheidet ETFs auch von anderen Index-Investments, wie zum Beispiel Indexzertifikaten,
bei denen es sich juristisch gesehen um Schuldverschreibungen handelt. Hier geht
der Käufer das Risiko eines Totalverlusts ein, sollte der Emittent des Indexzertifikates
zahlungsunfähig werden.
Jedem ETF liegt ein Index zugrunde?
Ziel des ETFs ist, die Wertentwicklung dieses Indexes so genau wie möglich nachzuvollziehen.
Für den Anleger bedeutet dies, dass er mit einem ETF weder eine nennenswerte
Outperformance im Vergleich zum Index erzielen wird, er wird aber auch nicht wesentlich
schlechter abschneiden. Grundlage für einen ETF können bekannte Börsenbarometer wie
der deutsche Aktienindex DAX, der Dow Jones oder der Nikkei 225 sein. Vereinfacht gesagt
investieren Anleger mit dem Kauf eines ETFs auf den DAX gleichzeitig in alle 30 im
DAX enthaltenen deutschen Standardwerte, ohne dabei jeden Titel einzeln in seiner spezifischen
Gewichtung kaufen zu müssen. Die Auswahl bei ETFs ist aber nicht auf Aktien-
Indizes beschränkt. Im ETF-Universum finden sich mittlerweile Index-Fonds zu allen
wichtigen Anlageklassen. So können Anleger beispielsweise auch in Renten-ETFs, Rohstoff-
ETFs und viele andere Asset-Klassen investieren.
ETFs als passives Investment?
Bei klassischen Fonds wählen die Fondsmanager nach ausführlicher Analyse die einzelnen
Wertpapiere aus, die ge- oder verkauft werden sollen. Dieser kostenintensive Prozess
ist bei ETFs nicht notwendig, weil die einzelnen Mitglieder des Indexes in der vorgegebenen
Gewichtung gekauft werden. Anpassungen werden nur dann fällig, wenn ein oder
mehrere Werte aus dem Index ausscheiden und dafür andere aufgenommen werden.
ETFs werden daher häufig auch als passive Investments bezeichnet.
Welche Vorteile bieten eine passive Strategie?
Das Anlageziel ist zu 100 % transparent, da die Zusammensetzung des Indexes ebenso
bekannt ist wie die Gewichtung der Einzeltitel. Beim aktiven Management muss der
Anleger sich hingegen darauf verlassen, dass der Fondsmanager die richtigen Wertpapiere
auswählt.
Die Managementgebühr fällt bei ETFs deutlich niedriger aus als bei den klassischen
Fonds. Bei Standard-Indizes wie dem DAX oder dem Dow Jones liegt die Managementgebühr
bei ETFs in der Regel im Bereich von 0,15 %, bei spezielleren Indizes werden circa
0,3 % fällig. Zum Vergleich: Bei klassischen Fonds lassen die Fondsgesellschaften sich die
Arbeit ihrer Manager – je nach Art des Fonds – mit bis zu 3 % pro Jahr vergüten. Nicht nur
von dieser Seite bieten ETFs Anlegern Kostenvorteile im Vergleich zu klassischen Fonds.
Für die verlangen die Fondsgesellschaften in der Regel einen Ausgabeaufschlag, der je
nach Fondsart bis zu 5 % des Wertes beträgt. Für einen Fonds, dessen Wert bei 1.000
Euro liegt, müsste ein Anleger also 1.050 Euro bezahlen. Manche Investmentfonds verlangen
von ihren Anteilseignern darüber hinaus eine Performance-Gebühr, auch Performance-
Fee genannt, die bis zu 20 % des erzielten Gewinns ausmachen kann. Sowohl der
Ausgabeaufschlag als auch die Performance-Fee entfallen bei ETFs.
Wer bietet ETFs an?
ETFs werden von Kapitalanlagegesellschaften aufgelegt und verwaltet. Diese Fondsgesellschaften
sind in der Regel Tochterunternehmen großer Banken oder Finanzdienstleister, auch wenn sich dies aus dem Namen nicht auf den ersten Blick erschließen lässt. Die wichtigsten ETF-Anbieter sind:
ComStage
x-trackers
Easy ETF
Deka ETF
iShares
Lyxor
SPDR
UBS ETF
Vanguard
Chancen durch ETFs
Investoren mit begrenztem Kapital haben die Möglichkeit das Kapital mit dem Kauf eines
einzigen Wertpapiers – im Rahmen des jeweiligen Index – zu streuen und so das Risiko
einzugrenzen.
Große Vielfalt an Produkten im ETF-Universum: Auch für Pessimisten, die auf fallende
Kurse setzen wollen, und Spekulanten, die ihre Gewinne hebeln wollen, gibt es mit Short- und
Leveraged ETFs geeignete Produkte.
Große Transparenz: Die Titel, die im zugrundeliegenden Index enthalten sind, sind bekannt,
genauso deren Gewichtung.
Anleger können ihre ETF-Anteile jederzeit über die Börse oder außerbörslich verkaufen.
Risiken von ETFs
Allgemeines Marktrisiko: Denn der Index, den der ETF nachbildet kann natürlich nicht nur
steigen, sondern auch fallen. Je nachdem welcher Index dem ETF zugrunde liegt, kann sich ein Klumpenrisiko ergeben, wenn einzelne Titel in einem Börsenbarometer sehr hoch gewichtet sind.
Weitere index-spezifische Risiken können sein, dass die Zusammensetzung und die
Gewichtung nur selten angepasst werden.
Gefahrenpotenzial geht auch vom sogenannten Wechselkursrisiko aus. Notieren die im
Index enthaltenen Werte zum Beispiel in US-Dollar, beeinflusst auch das Kursrisiko des
Dollars im Vergleich zum Euro den Wert des ETFs. Um dieses Risiko zu verringern, bieten
manche ETF-Anbieter währungsgesicherte ETFs an, die etwa mit dem Zusatz „Hedged“
gekennzeichnet sind.
Wer über ETFs in den Rentenmarkt investiert, setzt sich zudem dem Risiko von Zinsänderungen
aus.
Neben diesen eher allgemeinen Risiken gibt es aber auch noch ein spezielles Risiko, das
sogenannte Kontrahentenrisiko. Dem Kontrahentenrisiko müssen sich vor allem die Käufer
und Besitzer synthetisch replizierter beziehungsweise swap-basierter ETFs stellen.
Bei dieser Konstruktion, kommt mit dem Swap-Partner eine dritte Partei – und damit ein
zusätzlicher Risikofaktor – ins Spiel. Denn letztlich ist nicht auszuschließen, dass der
Swap-Partner zahlungsunfähig wird. Details hierzu im Abschnitt „Arten von ETFs“.
ETFs werden an der Börse gehandelt. Das unterscheidet sie von den meisten klassischen Publikumsfonds.
Deren An- und Verkauf erfolgt in der Regel direkt über die Fondsgesellschaft.
Dabei wird der Kurs für einen klassischen Fonds üblicherweise nur einmal am Tag festgestellt.
Bei ETFs wird der Kurs fortlaufend während der Börsenöffnungszeiten festgestellt. Der Anleger
hat die Möglichkeit, jederzeit zu kaufen und zu verkaufen. Das gibt Anlegern die Chance,
auch kurzfristig auf Entwicklungen am Markt zu reagieren.
Ausgabeaufschläge wie bei traditionellen Investmentfonds fallen bei ETFs nicht an. Wer einen
ETF kauft oder verkauft, zahlt stattdessen Gebühren wie beim Kauf einer Aktie. Manche Banken
oder Discount-Broker locken für ausgewählte ETFs sogar mit noch niedrigeren Pauschalgebühren.
Die direkten Transaktionskosten zahlen Investoren an ihre depotführende Bank.
Kosten von ETFs
Die Kosten für einen ETF werden wie bei klassischen Fonds in der Kennzahl „Total Expense
Ratio“, kurz TER zusammengefasst. Diese im Deutschen auch Gesamtkostenquote genannte
Kennzahl umfasst die Gebühren für die Indexnachbildung, Verwaltungsgebühren wie unter
anderem für Geschäftsführung, Portfoliomanagement, Wirtschaftsprüfer, Betriebskosten,
Depotbank etc. Auch in Sachen Gesamtkosten sind ETFs herkömmlichen Fonds überlegen.
Dazu ein Beispiel: Die TER für einen DAX ETF beträgt je nach Anbieter zwischen 0,08 und 0,16
%. Die großen, bekannten DAX-Fonds der namhaften deutschen Fondsgesellschaften hingegen
weisen für gewöhnlich eine Gesamtkostenquote von rund 1,5 % auf.
Die TER eines Investmentfonds enthält:
Die Kosten der Fondsgesellschaft für das Fondsmanagement einschließlich der Provisionen für
ihre Vertriebspartner
Einige weitere Gebühren, etwa für die Kosten der Depotverwaltung
Rechtliche Gebühren
Bei ETFs vor allem die Lizenzgebühren, die der jeweilige Index-Anbieter von der Fondsgesellschaft
kassiert
Anleger sollten sich allerdings bewusst sein, dass die TER nicht unbedingt alle Kosten eines
Fonds zeigt.
Geld-Brief-Spanne
Genau wie Aktien werden auch ETFs mit Geld- und Briefkursen gehandelt. Die Market
Maker stellen diese An- und Verkaufskurse fortlaufend anhand des indikativen Nettoinventarwertes
des ETFs (iNAV). Dieser errechnet sich aus den aktuellen Kursen der im ETF-Index enthaltenen Wertpapiere.
Der Verkaufskurs des Market Makers liegt dabei regelmäßig etwas oberhalb des iNAVs, der
Ankaufskurs etwas darunter. Der ETF-Investor bezahlt für die Leistung des Market Makers
also beim Kauf des ETFs einen kleinen Aufschlag und ebenso beim Verkauf. In der Konsequenz
bedeutet die Geld-Brief-Spanne also für Anleger zusätzliche Kosten. Je größer die
Spanne, desto höher die Kosten. Glücklicherweise liegen die gestellten An- und Verkaufskurse
meist sehr eng beieinander. Liquide ETFs, die Indizes auf entwickelte Aktien- oder
Rentenmärkte abbilden, zeigen an den Börsen meist Geld-Brief-Spannen von weniger als
0,1 % der Kaufsumme. Bei illiquiden Märkten und außerhalb der Börsenzeiten kann die
Spanne durchaus aber auch eine Höhe von einem Prozent erreichen. Es lohnt also, beim
ETF-Handel die Geld-Brief-Spanne im Auge zu behalten.
Primär – und Sekundärmarkt
Beim Handel von ETFs unterscheidet man zwischen einem Primärmarkt und einem
Sekundärmarkt. Der Fokus liegt für den Privatanleger auf dem Sekundärmarkt.
Auf dem Primärmarkt werden ETFs dagegen überhaupt erst geschaffen – man spricht
dabei vom Creation- und Redemption-Prozess. Der Primärmarkt ist also der Finanzmarkt,
auf dem die (Erst-)Ausgabe von Finanzkapital stattfindet und der ausschließlich
für authorisierte Marktteilnehmer bestimmt ist.
Auf dem sogenannten Sekundärmarkt handeln die Marketmaker direkt mit dem Endkunden
(= Börsenhandel), also unter anderem mit dem Privatanleger. Um einen liquiden
Handel zu garantieren, halten die Marketmaker, die zum Teil auch als Designated Sponsors
bezeichnet werden, selbst Anteile von ETFs auf ihren Büchern. Für diese ETFs stellen
sie dann Geld- und Briefkurse.
Verkauft ein Anleger seine ETF-Anteile an den Marketmaker, so erhält er dafür den Geldkurs.
Kauft ein Anleger ETF-Anteile bei einem Marketmaker, so muss er dafür den Briefkurs
bezahlen. Wie auch beim Aktienhandel liegt der Briefkurs oberhalb des Geldkurses.
Aus der Spanne zwischen Geld- und Briefkurs, auch Spread genannt, zieht der Marketmaker
seinen Gewinn. Gerade bei sehr beliebten und liquiden ETFs ist diese Spanne
meist sehr gering, hier bringt die große Anzahl an Transaktionen den Marketmakern den
Gewinn. Dafür, dass die Spanne zwischen An- und Verkaufskurs nicht zu hoch liegt und
immer ausreichende Volumina an ETF-Anteilen vorgehalten werden, sorgen die Vorschriften
der jeweiligen Börse, der sich die Marketmaker verpflichten.
Neben dem börslichen Handel gibt es, wie bei anderen Wertpapieren auch, bei ETFs die
Möglichkeit ausserbörslich zu handeln.