Zunächst der obligatorische Risikohinweis: In diesem Blog werden keine Empfehlungen gegeben und es wird keine Anlageberatung geboten. Jede Verantwortung für entstehende Verluste lehne ich ab. Ich erläutere ausschließlich Produkte, die ich selber nutze. Ich agiere als Privatanlager. Investitionen an der Börse können einen Totalverlust des eingesetzten Kapitals zur Folge haben.
Ich selbst habe meine Depots nicht abgesichert und sitze diese Situation aus. Ich nutze Rückschläge um breit in den Aktienmarkt zu investieren und/oder stocke bestehende Einzelinvestments auf.
In Deutschland ist (fast) jeder rentenversichert und krankenversichert. Zusätzliche Versicherungen für Haus, Auto, Rechtsstreitigkeiten und Leben usw. runden das Angebot, sich abzusichern, ab.
Dieses Angebot, sich gegen Risiken abzusichern, kannst du auch für dein Depot nutzen. In diesem Beitrag geht es darum, wie du dich gegen Kursverluste absichern kannst. Dabei erläutere ich zwei Möglichkeiten, nämlich wie in der Kfz.-Versicherung, geht es einmal um die Vollkaskoversicherung und die Teilkaskoversicherung. Und genau, wie in der Kfz.-Versicherung kostet die Vollkasko mehr als die Teilkasko.
Warum bin ich nicht abgesichert und warum solltest du es evtl. machen? Mein Vermögen ist aufgeteilt in einen risikobehafteten Teil und einen risikolosen Teil. Die Aufteilung entspricht meiner Risikotoleranz und Risikotragfähigkeit. Ich habe einen Crashtest gemacht und geprüft, ob ich einen 50%igen Verlust meines risikobehafteten Teils mental verkraften kann. Ich bin so zu einem positiven Ergebnis gekommen.
Wenn deine Risikotragfähigkeit nicht so groß ist und du ruhiger schlafen kannst bei einer Absicherung und so eine Absicherung Teil deines Planes ist, dann könnte der Beitrag etwas für dich sein.
Für Investoren gibt es neben Optionen (z.B. bei CAP-Trader) auch Optionsscheine oder Knock-Out-Produkte (bei allen anderen Brokern erhältlich). Optionsscheine und Knock-Outs haben zwei wesentliche Risiken: erstens besteht ein Kursrisiko, steigt nämlich der Markt kann ich mein eingesetztes Kapital verlieren und zweitens besteht ein Emittenten- / Bonitätsrisiko, bei Zahlungsunfähigkeit des Emittenten besteht das Risiko des Totalverlustes des eingesetzten Kapitals. Die Absicherung führt dazu, dass sich bei fallenden Kursen des Basiswertes (Index, Aktie) diese Absicherung im selben Verhältnis steigt. Um diese Absicherung effektiv gestalten zu können, werden Titel entsprechend deiner Anteile im Depot ausgewählt. Hier bietet sich aber auch Optionsscheine auf den Dax an, da der Dax auch sehr stark an den US-Markt geknüpft ist. Du kannst einzelne Werte oder dein gesamtes Depot absichern. Wird die Absicherung mit PUT-Optionsscheinen am Geld gewährt, partizipierst du direkt an Kursverlusten des Depots. Du must dir nur noch klar werden über den gewünschten Zeithorizont deiner Absicherung. So sind Absicherungen über einen längeren Zeitraum, wie etwas ein bis zwei Jahre, teurer als Absicherungen für die nächsten sechs Monate. Das ist auf den Zeitwert der Optionsscheine, welcher gegen Laufzeitende gegen Null läuft, zurückzuführen. Da bisher der Aktienmarkt erhebliche Rückschläge erfuhr ist die Volatilität, trotz Erholung, immer noch sehr hoch. Diese hohe Volatilität führt dazu, dass Absicherungen heute wesentlich teurer sind, als bei steigenden Märkten. Das ist logisch, wenn du keine Feuerversicherung hast und willst bei Feuer dein Haus versichern, dann musst du tief in die Tasche greifen, in der Praxis würde keine Versicherung dir ein Angebot für dein brennendes Haus machen.
In zwei Schritten gelangst du zum Produkt:
- 1. Als erstes wird das Depotverhältnis bestimmt, indem dein Depotwert durch den Basispreis (wir nehmen den DAX) geteilt wird.
- 2. Im nächsten Schritt wird die Anzahl der benötigten PUT-Optionsscheine ermittelt, indem du das Deportverhältnis mit dem Bezugsverhältnis des PUT-Optionsscheins multiplizierst.
Ziemlich kompliziert? Ich empfehle dir, dich vorab genau mit Optionsscheinen bzw. Knock-Outs zu beschäftigen und erst einmal die Wirkungsweise in einer Watchliste zu beobachten.
Vollkaskoabsicherung – ein konkretes Beispiel:
Beispielhaft wird eine Absicherung über PUT-Optionsscheine betrachtet. Bei einem Depotwert von 10.000,- Euro und einem DAX-Stand von ca. 12.395 Punkten (Stand: 04.06.2020) würden 81 PUT-Optionsscheine ausreichen, um das Depot zum Laufzeitenende des Optionsscheines abzusichern.
Depotverhältnis = 10.000,- EUR / 12.395 Punkte = 0,81
Benötigte PUT-Optionsscheine = 0,81 * 100 = 81 oder 0,81 / 0,01 = 81
Jetzt geht es darum, die Laufzeit zu bestimmen. Ein 12.350 DAX-PUT-OS mit einer Laufzeit von rund sechs Monaten (Bewertungstag: 20.11.2020) kostet im Beispiel 8,91 EUR/Stck.. Somit würde eine statische Absicherung des Depots 81 * 8,91 EUR/Stck. = 721,71 EUR bzw. 7,22 Prozent des Depotbetrages betragen.
Beispielhaft bin ich auf folgende Webseite der BNP Paribas gegangen.
Die WKN für den entsprechenden Optionsschein lt. WKN: PX17VZ
Diese Absicherung ist sehr teuer (aus den o.g. Gründen und weil Vollkasko). Diese rd. 722,- EUR kannst du als Versicherungsprämie interpretieren. Jetzt bist du für die nächsten Monate (bis 20.11.2020 letzter Bewertungsstichtag) abgesichert. Damit die Absicherung greift, muss der Basispreis entsprechend nah am aktuellen Stand des gewählten Basiswertes, hier DAX, gewählt werden.
In der nachfolgenden Tabelle werden unterschiedliche Szenarien nach sechs Monaten betrachtet. Fällt der DAX, so wird die negative Entwicklung des Aktienportfolios durch die positive Entwicklung der PUT-Position aufgefangen. Du trägst lediglich die Kosten der Absicherung, also die sog. Versicherungsprämie.
DAX | Aktienposition in Euro | PUT-Position in Euro | Gesamtdepot in Euro | Wertentwicklung in % |
– 20 % | – 2.000,- | + 2.000,- | – 722,- | – 7,2 % |
– 10 % | – 1.000,- | + 1.000,- | – 722,- | – 7,2 % |
0 % | 0,00 | 0,00 | – 722,- | – 7,2 % |
+ 10 % | + 1.000,- | 0,00 | + 278,- | + 0,3 % |
+ 20 % | + 2.000,- | 0,00 | + 1.278,- | + 12,8 % |
Resümee: Entwickelt sich der Dax postiv, steigt auch entsprechend der Wert des Aktienportfolios und die PUT-Option verfällt wertlos. Der Gesamtgewinn reduziert sich um den Preis der „Versicherungsprämie“.
Diese Vollkaskoversicherung ist aktuell viel zu teuer! Eine Alternative wäre hierzu die Teilkaskoabsicherung, ähnlich wie bei der Kfz.-Versicherung.
Hierbei übernimmst du z.B. die ersten zehn Prozent des Verlustes in deinem Depot und bist demzufolge nur gegen stark fallende Kurse abgesichert. In unserem Beispiel würde die Absicherung erst ab einem Stand von ca. 11.155 Punkten greifen (12.395 – 10 % = 11.155). Wir verfahren wie schon oben bei der Vollkasko beschrieben:
Depotverhältnis: 10.000,- EUR / 11.155 = 0,9 => benötigte Put-OS = 0,9 * 100 = 90
Im Gegensatz zur Vollkasko brauchst du 90 Optionsscheine, statt 81; allerdings sind diese wegen des reduzierten Basispreises auch günstiger und kosten „nur“ 5,00 EUR das Stück. Deine Teilkasko kostet demzufolge 450,- EUR statt 722,- EUR. (90 mal 5,00 = 450 EUR bzw. 4,5 %.
Nachfolgend findest du wieder die Depotentwicklung bei Teilabsicherung. Bei dieser „günstigen“ Variante trägst du die ersten 10 % Verlust selbst, samt der Kosten für die „Versicherungsprämie“. Weitere Verluste im Depot werden dann durch deine Teilkasko abgefedert.
DAX | Aktienposition in Euro | Put-Position in Euro | Gesamtdepot in Euro | Wertentwicklung in % |
– 20 % | – 2.000 | + 1.000,- | – 1.450,- | – 14,5 % |
– 10 % | – 1.000,- | 0,00 | – 1,450- | – 14,5 % |
0 % | 0,00 | 0,00 | – 450 | – 4,5 % |
+ 10 % | + 1.000,- | 0,00 | + 550,- | + 5,5 % |
+ 20 % | + 2.000,- | 0,00 | + 1.550,- | + 15,5 % |
Wichtiger abschließender Hinweis zu Optionsscheinen: Neben dem Basispreis und der Laufzeit ist vor allem die zu erwartende Schwankungsbreite des Basiswertes für den Preis eines Optionsscheines entschiedend. Der von der deutschen Börse berechnete Volatilitätsindex ist der VDax-New. Er misst die zu erwartende Volatilität für den deutschen Leitindex DAX für die nächsten 30 Tage. Gerade bei niedriger Volatilität (bei steigenden Märkten) sind Optionscheine aufgrund ihrer Konstruktion besonders günstig – und somit auch eine mit ihnen gebaute Absicherung. Jetzt aktuell ist der VDax-New auf einem sehr hohen Niveau, deshalb sind Absicherungen z.Zt. sehr teuer.
Neben PUT-Optionsscheinen gibt es auch weitere Möglichkeiten, wie Short-ETFs, Faktorzertifikate oder auch Knock-Out-Produkte.
Knock-Out-Produkte sind transparenter als Optionsscheine und haben einen höheren Hebel. Einflußfaktoren wie die Volatilität oder die Restlaufzeit spielen keine wesentliche Rolle bei ihrer Berechnung. Allerdings sind diese mit einer Barriere ausgestattet, was zu einem höheren Risiko führt: Durchbricht oder berührt der Basiswert während der Laufzeit die Barriere, verfällt der Knock-Out nahezu wertlos. In diesem Fall besteht kein Versicherungsschutz mehr und es müssten neue Scheine gekauft werden, was insgesamt zu höheren Ausgaben führen kann. Wenn du nicht ständig am Marktgeschehen teilnehmen kannst oder willst, wäre es ratsam, eine vom Basiswert weiter entfernte Barriere zu wählen, was auch wieder zu höheren Kosten führt.
Wie wirst Du Dich entschieden? Absichern oder nicht? Im übrigen kannst du diese Strategien zur Spekulation nutzen.